2303 Phytothrapie – Ein Kräuterkessel Buntes – Resistenzen mit Arzneipflanzen begegnen

Teilnehmerkreis: Tierärzt:innen, vet.-med. Studierende

Zeitraum: 14.04.2023 13:30 - 15.04.2023 - 12:30

Referenten:

TÄ Yvonne Thoonsen, Dr. Theresa Schlittenlacher, Dr. Sabine Vollstedt, Dr. Cäcilia Brendieck-Worm, Dr. Elisabeth Müller, Dr. Andreas Rüffer, Dr. Susanne Wolz-Richter

Teilnahmegebühr: 335 €

bis 14.02. danach
Nichtmitglieder 305€ 335€
Mitglieder (ATF, DVG) 265€ 295€
Mitglieder (GGTM) 245€ 265€
Arbeitslose TÄ, Studierende 220€ 220€

Programm 14.04.2023 13:30 - 15.04.2023 - 12:30

Die häufigsten Keime bei Infektionen von unseren Haustieren, Resistenzspektren und ausgewählte antibakterielle Alternativen (Dr. Elisabeth Müller)

Resistenzen und Multiresistenzen stellen nicht nur bei unseren Tieren sondern analog auch beim Menschen eine zunehmend größere Hürde bei der Behandlung von Infektionskrankheiten dar. Schon der gezielte und passgenaue Umgang mit Antibiotika kann helfen, Resistenzspektren zu reduzieren. Er wird über Resistenzmonitoring Programme und Richtlinien zum Einsatz von Antibiotika auf nationaler und internationaler Ebene vorangetrieben. Alternative Behandlungsmethoden kommen zunehmend mehr zum Tragen. Phytotherapeutika zeichnen sich dabei durch den positiven Effekt aus, dass eine Entwicklung von Resistenzen aufgrund eines Selektionsdrucks durch Therapie keine Rolle zu spielen scheint. Dieses Therapieprinzip ist ein gut etabliertes und in der Tiermedizin vielfältig angewendetes. Der Einsatz von Bakteriophagen, die sehr spezifisch Bakterien infizieren, kann ebenfalls zur Verringerung des Antibiotikaeinsatzes beitragen. Wirkprinzipien und Beispiele werden im Vortrag erörtert.

„Klein, aber zäh – die Überlebensstrategien von Mikroorganismen“ (Dr. Andreas Rüffer)

Mikroorganismen waren vermutlich die ersten Lebewesen auf dieser Erde. Dort haben sie es geschafft, auch die lebensfeindlichsten Standorte zu erobern. Voraussetzung dafür ist eine hohe Anpassungsfähigkeit. Diese zeichnet noch heute viele Bakterien und Pilze aus. Ihr Spektrum der Überlebensstrategien ist groß und umfasst auch natürliche und erworbene Resistenzen.  

„Die Schlacht der 5 Heere“ – Verteidigungsstrategien gegen Biofilm Bildner und Co. (Yvonne Thoonsen)

60 – 100 %  aller chronischen Wunden sowie rezidivierenden Otitiden und Zystitiden, Parodontitiden u. a. weisen Biofilme auf.  Lt. Percival et al. 2017 bietet freiliegendes Unterhautgewebe ein feuchtes, nährstoffreiches Milieu und eine Temperatur, die ideale Bedingungen für die mikrobielle Besiedlung liefert.  Nicht selten sind es die Anaerobier, die bei den routinemäßigen Untersuchungen nicht entdeckt werden aber eine nachgewiesene Rolle bei der verzögerten Wundheilung spielen. Hinzu kommt, dass das Immunsystem durch die Entzündungsreaktion den „Wundprozess“ regelrecht aufrecht erhält. Biofilm und Entzündung fördern sich gegenseitig und verhindern zuverlässig den Wundschluss. Auf entzündeten Schleimhäuten finden in Biofilmen organisierte Keime ebenfalls perfekte Lebensbedingungen. Den Biofilm bekämpfen heißt Anheftung stoppen, Erzeugung der extrazellulären Matrix unterbrechen, das Kommunikationssystem lahm legen,  den Biofilm angreifen, auflösen, und die Entzündungsreaktion stoppen. Sekundäre Pflanzenstoffe können hier einiges leisten.

Auf direktem Wege! – Plädoyer für den Einsatz antimikrobiell wirksamer Pflanzenstoffe per Inhalation (Dr. Cäcilia Brendieck-Worm)

Die Bedeutung von Aerosolen für die Verbreitung von Viren ist heute allgemein bekannt. Doch trotz der nun schon Jahre andauernden Pandemie durch ein aerogen übertragbares Virus bleibt die Option, durch Aerosole zur Keimreduktion in den Atemwegen beizutragen, selbst in medizinischen Kreisen unbeachtet. Dabei kann sachgerechte Inhalation antimikrobiell wirksamer Pflanzenstoffe nachweislich nicht nur präventiv, sondern auch kurativ einiges leisten. Das breite Inhaltsspektrum der Pflanzenstoffe, insbesondere der ätherischen Öle, bedingt ein ebenso breites Wirkprofil. Durch antimikrobielle Wirkung in Kombination mit Immunstimulation, Bronchospasmolyse, Mukolyse etc. unterstützen und aktivieren diese Substanzen die Selbstheilungs- und Abwehrmechanismen des Organismus. Die Inhalation antimikrobiell wirksamer Pflanzenstoffe kann damit einen wichtigen Beitrag zur dringend notwendigen Antibiotikaminimierung leisten.

Ein Kräuterkessel Buntes im praktischen Einsatz (Yvonne Thoonsen)

Antibiotika, Antimykotika und Antiparasitika minimieren ist unsere Pflicht als Tierarzt*innen. Im besten Fall sorgen wir durch geeignete Maßnahmen dafür, dass Krankheit „nicht“ entsteht bzw. stärken den Organismus so, dass er seine Selbstheilungskräfte optimal nutzt. Erkrankt der Organismus dennoch, so stehen uns im Pflanzenreich viele potente Substanzen zur Verfügung um eine Vielzahl von akuten oder chronischen Unpässlichkeiten zu beseitigen oder mindestens weitgehend unter Kontrolle zu halten. Praxisfälle quer Beet ist das Vortragsmotto.

Esel- und Maultiermedizin:Phytotherapie im Spannungsfeld der Resistenzproblematik (Dr. Susanne Wolz-Richter)

Das Thema Esel- und Maultier-Medizin wird im Rahmen der tiermedizinischen Aus- und Fortbildung eher selten behandelt. Häufig werden Esel in der Pferdepraxis vorgestellt und bei Problemen basierend auf Behandlungsmethoden und Dosierungen für Pferde therapiert. Esel und Maultiere aber haben einige wichtige tierartspezifische Besonderheiten. Im Rahmen dieses Vortrages sollen diese Besonderheiten und welche Herausforderungen sich dadurch für praktische TierärztInnen ergeben kurz aufgezeigt werden. Insbesondere wird auf die Entwicklung von Antibiotika- und Anthelminthika-Resistenzen bei diesen Tierarten eingegangen. Phytotherapie und Mykotherapie stellen mit ihren vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten im Rahmen von Prophylaxe und Therapie hier adäquate Lösungsansätze zur Verfügung.

Was unsere Vorfahren noch wussten – und wie wir dieses traditionelle Erfahrungswissen zukünftig nutzen können (Dr. Theresa Schlittenlacher)

In fernen Völkern, sowie in der eigenen Familie werden seit jeher Erfahrungen von Generation zu Generation vorwiegend mündlich überliefert.  Das Forschungsgebiet der Ethnoveterinärmedizin hat es sich zum Ziel gesetzt, diesen Erfahrungswissensschatz zu  pflanzlichen Hausmittelzubereitungen und ihren Anwendungen bei Tieren weltweit zu erhalten und zu erforschen. Haben Tees, egal ob bei Rind, Huhn oder unseren Lieblingen im Haus das Potenzial den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren? Ist Omas Hustensirup nur eine süße Erinnerung oder vielleicht ein Wegweiser für die Zukunft? Zeigen tradierte Entwurmungsstrategien eine Wirkung? Welche traditionell angewendeten Arzneipflanzen unterstützen und fördern eine gesunde Immunantwort? Gerade in Zeiten wachsender Resistenzen werden neue Lösungsansätze gesucht. Eine Möglichkeit ist es, dafür einmal direkt vor die eigene Haustüre zu blicken und sich die Frage zu stellen, ob tradiertes Wissen nur alt und verstaubt oder vielleicht in Ergänzung mit aktuellen in vivo und in vitro Studien vielmehr zukunftsweisend sein kann.

Prävention durch Phytotherapie bei Pferden – Gesunderhaltung vom Fohlen zum Rentner (Dr. Sabine Vollstedt)

Die moderne Pferdehaltung lässt eine vielfältige Nahrungsaufnahme nicht mehr zu. Dabei ist es gerade für das Pferd enorm wichtig, Futter aufzunehmen, das sich positiv auf die Mikrobiota im Dickdarm auswirkt. Phytotherapeutische Interventionen sind daher sowohl präventiv wie auch therapeutisch eine gute Möglichkeit, die Pferde jedes Alters gesund zu erhalten.

Teilnehmerbegrenzung: keine

Homepage: www.ggtm.de/veranstaltungen

Anerkennung: 7 Stunden
Veranstalter
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Gesellschaft für Ganzheitliche Tiermedizin e.V.

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79227 Schallstadt